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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 610

1859 - Lübeck : Rohden
610 Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. zelner Reichsstände für die Gewährung etlicher leerer Formalitäten bewilligte. Der Kaiser konnte also weder über Geld noch über die Soldaten des Reichs verfügen. Jeder Landesherr, und wäre es auch ein noch so kleiner Abt oder Graf gewesen, mußte erst um seine Zustimmung gefragt werden, wenn er auch nur einen einzelnen Sol- daten oder ein paar Gulden für Reichszwecke hergeben sollte. Solche Zustimmung aber erfolgte fast niemals, oder wenn sie erfolgte, so doch nicht einstimmig und nicht aufrichtig und wirksam. Die deutsche Reichsarmee, buntscheckig wie eine Narrenjacke, großentheils aus zusammengelaufenem, nicht im mindesten eingeübtem Gesindel, wohl gar aus Zuchthäuslern bestehend, unverpflegt, von keinerlei gemein- samem Interesse beseelt, in sich selbst zerrissen, feindselig, mißtrauisch wie die Landesherren selber, war schon zum Sprichwort geworden für Jung und Alt. Mit der Finanzwirthschaft stand es so schlecht, daß, als endlich einmal etliche tausend Gulden bewilligt waren, um ein neues Justizgebäude für das Reichskammergericht aufzuführen, nach vierzehn Jahren erst etliche kleinere Staaten angefangen hatten, etliche hundert Gulden einzuzahlen. Nicht minder sprichwörtlich war das R e i ch s- kammergericht zu Wetzlar selber geworden, ein Gericht, welches alle Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Reichsstanden oder zwi- schen den Fürsten und ihren Unterthanen entscheiden sollte, und wel- ches in seinem Schlendrian 63,000 Processe ruhig hatte liegen und in Vergessenheit begraben^, lassen, überhaupt nur mit solchen Pro- cessen sich beschäftigte, wo die Parteien sehr drängten und viel Geld gaben. Und auch dann wurde gewöhnlich das Urtheil erst fertig, wenn Kläger und Verklagte sammt ihren Erben gestorben waren und Niemand mehr ein Urtheil haben wollte. Denn Niemand führte die Aufsicht, und wenn ja einmal durch den Reichstag eine Unter- suchung angestellt wurde, so schlug man wohl die Hände zusammen über die Masse von Bestechungen, Unterschleifen, Nichtswürdigkeiten und Ungerechtigkeiten, aber anders wurde es darum doch nicht. Die grö- ßeren Fürsten bekümmerten sich überhaupt nicht mehr um das Reichs- kammergericht, hatten auch zum Theil das Recht, daß ihre Untertha- nen sich an kein fremdes Gericht mehr wenden durften. Wer sich selbst mächtig genug fühlte, that längst, als ob kein deutsches Reich mehr eristirte. Der Reichstag endlich, der seit 1663 Jahr aus, Jahr ein in Regensburg versammelt war, hatte nichts zu thun. Was die größeren Fürsten unter einander zu verhandeln hatten, daö mach- ten sie persönlich oder schriftlich ab, ihre Gesandten in Regensburg erfuhren von wichtigen Dingen nichts mehr. Um nun doch sich ir-

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 488

1859 - Lübeck : Rohden
488 Xxiii, §. 4. Fortschritt der Reformation während politischer Kämpfe. Weise von Sachsen, jener stille Fürst, der längere Zeit die Geschicke Deutschlands bestimmte, auch er nahm das Glaubenswort Luther's mit offenem, warmem, gläubigem Gemüthe auf. Er hätte ihm kein Leid thun lassen. Da Luther als ein Geächteter von Worms zurück- kehrte, sorgte Friedrich, daß er in einer sichern Zufluchtsstätte auf der Wartburg den Händen seiner Widersacher unerreichbar blieb. 8- 4. Fortschritt der Reformation während politischer Kämpfe. Die schweren Bedrohungen des Wormser Edicts erwiesen sich bald genug als nichtig, als unausführbar. So lange der kaiserliche Hof sich noch zu Brüssel in der Nähe aufhielt, war man in Deutsch- land noch still und hielt an sich. Kaum aber hatte er im folgenden Jahre sich nach Spanien begeben, wo er dann fast neun Jahr zu- brachte, so regten sich in den deutschen Herzen alle die kräftigen An- triebe auf's, Neue, welche Luther's Sache zur nationalen, zur Sache des gesummten deutschen Volkes machten. Luther's Lehren erschol- len in allen Städten, von den Kanzeln, in den Schulen, auf den Rathhäusern, aus freiem Felde, aus offener Straße, Luther's Schrif- ten, Luther's Bibelübersetzung, die er auf der Wartburg begonnen hatte und stückweis den Leuten in die Hände gab, Luther's Lieder sah man in Jedermanns Händen. Mönche verließen ihre Klöster, Priester verheiratheten sich, selbst ein Bischof erklärte sich schon offen für die lutherische Wahrheit. Fast durfte man hoffen, daß Papst Adrian Vi. (1522—23), L eo's Nachfolger, ebenfalls der Wahrheit die Ehre geben werde; wenigstens sprach er es offen aus, daß die Kirche krank sei an Haupt und Gliedern und nothwendig einer Re- formation bedürfe. Die Mehrzahl der deutschen Fürsten standen gleich- falls auf Luther's Seite. Sie waren in den Jahren 1522 und 23 in Nürnberg versammelt, um ein ständiges, echt deutsches, fürstliches Reichsregiment aufzurichten, während der Kaiser abwesend war. Das Reichsregiment entschied, daß das Wormser Edict nicht ausgeführt werden solle, daß die religiösen Irrungen nur durch ein freies allge- meines Concilium beizulegen seien, und daß inzwischen das Evange- lium lauter und nach christlichem Verständniß gepredigt werden solle. Bei diesem Beschluß hatte es auch nach dem Sturz des Reichsregi- ments i. I. 1524 sein Bewenden, ja es wurde einhellig beschlossen, noch in demselben Jahre eine besondere Versammlung (ein National- concilium) zu halten, in welchem man, was in kirchlichen Sachen zur Erhaltung der deutschen Einheit nöthig sei, festsetzen wolle. War das

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 533

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 4. Philipp Ii. und die Niederlande. 5:53 Karl V., eigentlich nur noch den Titel als Oberherr; die Local- gewalten hatten die Regierung vollständig in Händen. Und waren denn nicht die Niederlande noch immer ein Theil des deutschen Reichs? Ge- hörten nicht sämmtliche Provinzen außer Flandern und Artois zum deutschen Reichsverbande? Ganz gegen Recht und Ordnung hatte Karl V. versucht, sie dem deutschen Reiche zu entfremden, und Phi- lipp Ii. suchte völlig jedes Band zu sprengen, welches die Niederlän- der noch mit ihren deutschen Stammgenossen zusammenhielt. Verge- bens beriefen sich die Provinzen auf den Kaiser, auf den passauer Vertrag, auf den Religionsfrieden von Augsburg. Vergebens nah- men sie für sich die gleichen Rechte in Anspruch, welche alle deutschen Reichsfürsten und Freistädte, und welche sie selber seit uralten Zeiten besessen hatten, nämlich ihre inneren Angelegenheiten selber zu ordnen, die Steuern für den König selber zu bewilligen, alle fremden (spani- schen) Beamten und Truppen von sich abzuweisen. Mit der rücksichts- losesten Verletzung aller beschworenen Verträge, aller verbrieften Rechte, aller alten und neuen Eide wurden sie gemißhandelt. Durch Abgaben, welche die Blüthe ihres Handels knickten und das reiche Land verar- men ließen, durch spanische Besatzungen, welche von ihren eignen Of- ficieren nicht im Zaum gehalten wurden, in ihrem Uebermuth Städte plünderten und halb Antwerpen niederbrannten, wurde die Entrüstung bis auf's Aeußerste getrieben, die Nothivendigkeit einer Aenderung in den obersten Kreisen der Regierung allgemein festgestellt. Nicht das religiöse Interesse war es, sondern das allgemein vaterländische, welches katholische und protestantische Provinzen zu jener Vereinbarung in Gent getrieben hatte. Durch sie hatte sich bereits das ganze Land von Spanien so gut wie losgesagt, obwohl sie Philipp Ii. noch die Ehren und den Titel, den er als Herzog von Burgund unter ihnen führte, lassen wollten. Da war es denn kein großer Schritt mehr, als sich im Jahre 1581 die nördlichen Provinzen, das jetzige Holland, von Philipp Ii. völlig lossagten, und nur noch den deutschen Kaiser als ihren alleinigen rechtmäßigen Oberherrn anerkennen wollten. Dieser Schritt war herbeigeführt theils durch Philipp's Ablehnung einer jeden billigen Uebereinkunft, obgleich selbst der deutsche Kaiser dazu die Hand bot und den Holländern gerecht zu werden wünschte, theils durch den neu ausbrechenden katholischen Eifer in den südlichen, zunächst den wallo- nischen Provinzen. Dort war der Adel und die Masse des Volks am wenigsten der Reformation zugänglich gewesen, hatte sich deshalb auch am ehesten die katholischen Gewaltmaßregeln Alba's und seiner Nachfolger gefallen lassen. Die Jesuiten hatten sie gern unter sich ausgenommen. Von ihrem Collegium zu Douay aus gelang es die- sen bald, die wallonischen Provinzen wieder höchst katholisch zu machen. Und hätten sie nun das drohende Umsichgreifen des holländischen Pro- testantismus ruhig dulden sollen? Ohnehin war ihnen die Uebermacht, welche die protestantischen, nördlichen Provinzen erlangt hatten, höch- lich verhaßt. Neue Ausbrüche der Bilderstürmerei und sonstige Aus- schweifungen protestantischen Gesindels in Gent und anderen Orten trie- den sie völlig wieder auf Seiten der Spanier. So begann die Treu-

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 615

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. 615 die im Frieden zu Basel so ausdrücklich betont worden war, wurde 1803 durch Napoleon auf's Schmählichste verletzt. Er hatte den Krieg mit England erneuert und nahm (wie schon S. 603 erzählt ist) ohne Weite- res Hannover weg. Jetzt wenigstens hätte der König von Preu- ßen eingreifen sollen. Er that es nicht. Oestreich, welches sich zu neuem Kampf gegen den Unersättlichen 1805 mit England verband, Ruß- land, welches dem Bündniß beitrat, drangen auf's Neue in ihn, jetzt, da der letzte Augenblick vorhanden sei, auszustehen mit seinem Volk und sich den Verbündeten anzuschließen. Er that es nicht, er wollte auch jetzt noch neutral bleiben, ja er setzte sich gegen Rußland in wehrhafte Verfassung, als Rußland Miene machte, durch Preußen nach Hannover zu ziehen. Napoleon, in übermüthiger Verhöhnung der- preußischen Unklugheit und Schwäche, glaubte jetzt vollends die Maske abnehmen zu können. Um den Oestreichern, die in Bayern und Würt- temberg standen, von der Seite und in den Rücken zu kommen, ließ er seine Truppen aus Hannover querdurch preußisches Gebiet nach Bayern ziehen. Er erreichte dadurch wirklich seinen Zweck, sprengte das östreichische Heer unter seinem verwirrten Anführer Mack völlig auseinander, und stand im Umsehen mit seiner ganzen Macht vor Wien. Nun jetzt, jetzt also wird sich Preußen ausmachen. Der vollgültigste Grund zum Kriege ist vorhanden, ja es kann und darf nicht anders, wenn es sich nicht stillschweigend aus der Reihe der großen europäischen Mächte will ausstreichen lassen. Das ganze Volk, vor Allem die Armee ruft laut nach Krieg wider den allgemeinen Verderber, die Prinzen des königlichen Hauses, die hochherzige Königin an der Spitze, wünschen Nichts sehnlicher, als für Deutschland und Oestreich in den Riß zu treten, und wirklich, der König giebt nach, er schickt einen Abgeordne- ten in's kaiserliche Hauptquartier, der Genugthuung fordern oder den Krieg erklären soll. Aber dieser Abgeordnete war selber ein heim- licher Franzosenfreund, ein schwacher, leicht einzuschüchternder Mann. Napoleon läßt ihn warten, bis er seine große Dreikaiserschlacht bei Austerlitz gewonnen (2. December 1805) und Kaiser Franz zum Frieden sich neigt, dann dringt er ihm ein neues Bündniß auf, und da der Gesandte zurückkommt, sieht Preußen, das eben im Begriff war, gegen Frankreich zu marschiren, sich plötzlich wieder in einen Freund und Bundesgenossen Frankreichs verwandelt, ja es muß sich herbei- lassen, das schmachvoll geraubte Hannover als ein Geschenk von Frankreich anzunehmen. Damit war aber Preußens Unheil gesprochen. Es hatte sich geistig selbervernichtet. Sofort trat das Gericht auch äußerlich in die Erscheinung.

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 634

1859 - Lübeck : Rohden
()34 Xxv. §. Jo. Deutschlands sittliche und politische Wiedergeburt. nachgab, auf den Besitz des ganzen Königreichs Sachsen, das ihm versprochen war, verzichtete, sich mit der Hälfte und mit einigen Gebiets- erweiterungen in Westphalen und am Rhein begnügte, auch den Besitz des sogenannten Herzogthums Warschau Rußland überließ und nur Posen behielt. Nicht minder widerlich war die Einmischung der Engländer. Um alle die besten holländischen Colonieen, die sie im Lauf der französischen Kriege erobert hatten, jetzt behalten zu können, brachten sie es dahin, daß ein altes deutsches Reichsland, niederländisch Burgund oder Belgien, zuletzt den Oestreichern gehörig, an Holland abgetreten und ein neues Königreich der vereinigten Niederlande gestif- tet wurde. Was sollen wir weiter aufzählen alle die Beweise von Nichtachtung, die unserm Vaterland noch immer von den Fremden zu Theil wurden, und von der Uneinigkeit der deutschen Staaten unter ein- ander. Zur Wiederherstellung eines deutschen Reiches konnte es unter solchen Umständen nicht kommen. Es konnte nur ein deutscher Buud aufgerichtet werden, ein Bund von sechsunddreißig souveränen Staaten, von den europäischen Großmächten Oestreieh und Preußen an bis zu den kleinen Fürsten von Lippe, Waldeck, Reuß, Liechtenstein und zu den vier freien Städten hinunter. Daß alle diese an Macht und Größe so verschiedenen Staaten gleich viel gelten, daß sie zu jedem wichtigen Beschluß Stimmeneinhelligkeit erzielen, daß sie ohne Bundesgericht, ohne Vollziehungsbehörde nur auf allseitigen guten Willen gewiesen sein sollten, das mußte sich bald genug als unerträgliche Hemmung jeder inner» Weiterbildung erweisen. Jndeß es blieb dabei, und am 5. Noveinber 1816 trat der Bundestag in Frankfurt zusammen. Gestehen wir es also, die politischen Früchte des großen Sieges waren keineswegs den Wünschen und Hoffnungen der Vaterlandsfreunde ent- sprechend, und auch die sittliche Erhebung schien unter den eifersüchti- gen Fürsten schon wieder zu schwinden. Jndeß es schien doch nur so. Durch die unvermuthete Rückkehr Napoleon's von Elba, durch die erneute gemeinsame Kriegesarbeit wurde die Nothwendigkeit des engen Zusammenhaltens, die Unsicherheit des irdischen Friedens und Besitz- thums, die Gefahr der Entzweiung auf's Neue den verbündeten Für- sten nachdrücklich vor die Augen gestellt. Da traten am 26. September 1815 die drei Monarchen von Rußland*), Preußen und Oestreich zu der sogenannten heiligen Allianz zusammen, zu dem heiligen Bunde, in welchem sich jeder verpstichtete, seine Regierung nach christ- lichen Grundsätzen in Liebe, Gerechtigkeit und Frieden führen zu wollen. Man sollte meinen, dazu sei jeder Monarch ohnehin verpflichtet, und so ist es auch. Aber in der Zeit gänzlicher Verdunkelung des Gottes- worteö, gänzlicher Glaubenslosigkeit und Glaubensspötterei war es für lächerlich gehalten, in der Politik aus die Vorschriften des Evangeliums *) Urheber des Bundes war Alexander von Rußland: er war während der Befreiungskriege religiös angeregt worden durch die Frau von Krüden er. Ps. 91 war sein Lieblingspsalm. Des preußischen Königs Licblingöspruch: meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott.

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 642

1859 - Lübeck : Rohden
642 Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze. rung Wiens, ja Oestreichs, in den Händen bartloser Studenten und Zeitungsschreiber; Staatskanzler Metternich ward vertrieben, Kaiser Ferdinand zur Flucht genöthigt, eine Nationalversammlung aufgerichtet, das ganze Kaiserreich bis in seine Grundfesten erschüttert. Und nicht viel besser ging es in jenen schimpflichen Märztagen des Jahres 1848 in Berlin. Auch dort, wie in allen Städten Deutsch- lands die verabredeten Forderungen: Preßfreiheit, Volksvertretung, Vereinsrecht, mündliches Gerichtsverfahren, Bürgerwehr u. s. w. Der König, der schon ein Jahr vorher die landständische Verfassung zum Abschluß gebracht hatte und einer freien Verfassung nicht abgeneigt war, gewährte fast Alles, was gewünscht wurde. Aber um die Ge- währung der Forderungen war es ja der nichtswürdigen Rotte nicht zu thun, sondern um Tumult, Aufruhr, Barricadenkämpfe, Minister- wechsel,- Nationalversammlung, Zeughausplünderung, Pöbelherrschaft, wie das alles denn auch in Berlin bis zum November 1848 reichlich zu sehen war. Die dritte deutsche Stadt, welche zum Hauptheerd der tollen Deutschthümlerei ausersehen war, war die Bundesstadt Frankfurt. Dort war die Bundesversammlung schnell beseitigt, und an ihrer Stelle tagte das Reichsparlament mit dem Erzherzog Jo- hann als Reichsverweser an der Spitze. Viele ehrenwerthe Männer waren da zusammen gekommen, die wirklich das Beste Deutschlands suchten, und Preußen an die Spitze eines einigen eng verbundenen Deutschlands, nicht mehr eines Staatenbundes, sondern eines Bun- desstaates stellen wollten. Aber sie gingen dabei nicht die Wege des Rechts und der Gerechtigkeit. Auf dem gewaltsamen und unordentlichen Verfahren konnte der Segen Gottes nicht ruhen. Die republikanische Partei in der Versammlung, längere Zeit grollend zurückgedrängt, brach immer offener hervor. Straßenkampf und schändlicher Meuchel- mord in Frankfurt, blutiger Barricadenkampf in Dresden (Mai 1849) und in mehreren preußischen Städten, offene Empörung der Pfalz und Badens, wo nach dem Abfall des Militärs der Großherzog ver- trieben ward, Einsetzung einer provisorischen Centralregierung in Stutt- gart, nachdem der republikanische Rest des Parlaments Frankfurt hatte verlassen müssen, — das waren die weiteren Maßnahmen und Erfolge der Freiheitshelden und Wühler. Aber es nabm Alles ein klägliches Ende. Wien war schon Ende October 1848 wieder in den Händen der kaiserlichen Truppen und die Lombardei mit Ve- nedig durch das Schwert des tapfern Radetzky den Empörern und ihrem Werkzeug, dem Piemontesenkönig Karl Albert wieder entris- sen. Berlin war im November 1848 durch die entschlossenen Mi-

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 119

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 3. Sitte und Religion der Griechen, 119 das Alles bildete ein hochgkprü'senrs Gemeingut aller Griechen, wel- ches der Vater mit Stolz auf seine Kinder vererbte, und bei dessen Erwähnung jeder Grieche sich gehoben fühlte; denn es waren seine Vater, die solche Thaten gethan, und seine Sänger, die solche Lieder gedichtet. 2) Die festlichen Vereinigungen bei den heiligen Festspielen (besonders den olympischen, pvthischen, nemeischen, isthmischen Spielen), welche alle vier oder alle zwei Jahre gefeiert wurden und alle Grie- chenvölker zu den Wettkämpfen herbeilockten, wo „Viele in den Schran- ken laufen, aber Einer erlangt das Kleinod" (I Cor. 9, 21). Hier fühlten sich die Kämpfer und Zuschauer aus ganz Griechenland und aus den Colonieen als eine große Einheit, und keinem Nichtgriechen war es verstattet, an diesen Festspielen Theil zu nehmen. 3) Die an diese religiöse Gemeinschaft sich anschließenden Verbindungen und Bünd- nisse der einzelnen Staaten unter einander, indem etwa zwölf oder mehr Stamme oder Städte zusammentraten und einen Bundesrath wählten, durch welchen die gemeinschaftlichen Angelegenheiten geleitet und etwaige Streitigkeiten geschlichtet wurden. Der bedeutendste und umfassendste Bundesrath war der Amphiktyonenrath zu Delphi, dem sich allmälig alle Stämme anschlossen, aber nicht zur Berathung und Beschluß- fassung über auswärtige politische Angelegenheiten, sondern nur über innere, namentlich religiöse Verhältnisse. Delphi mit seinem hoch- berühmren Apolloorakel und mit seiner klugen und verehrten Priester- schaft konnte im Laufe der Zeit als der religiöse Mittel-und Einigungs- punkt Griechenlands gelten. Wo aber zum Schuh oder Angriff nach außen hin Waffen- und Bundesgenossenschaften aufgerichtet wurden, da trat gewöhnlich ein einzelner Stamm, Stadt oder Staat an die Spitze der Verbindung und erlangte die Hegemonie, die Führerschaft, durch welche die Einheit wesentlich gefördert wurde. Endlich 4) die Volks- religion, welche, von den einfachen Anschauungen der Pelasger aus- gehend, sich allmalig zu einem höchst phantasiereichen Sagenkreise mit mannigfaltigen Cultusformen ausgebildet hatte, dehnbar genug, um die tiefsten philosophischen Begriffe in sich aufzunehmen, und zugleich dem gewöhnlichen Verstandniß des gemeinen Mannes eine reiche Aus- wahl von Schutzgottheiten und Götterscenen darbietend, die dem leicht beweglichen Geist willkommene religiöse Haltpunkte gewährten. Wie das Land und Volk der Griechen ein Land und Volk der Schönheit war, so war auch ihre Religion eine Religion der Schönheit. Alles, waö sich ihnen Schönes, Lockendes, Anmuthiges, Erhabenes darstellte, verwandelte sich ihnen in eine Göttergeftalt. Die schöne männliche und weibliche Leibesbildung, die Majestät, die Kraft, die künstlerische Fertigkeit, die Liebe, die Ehe, die Jugend, die Weisheit, die Dichtkunst
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